Die Geschichte von A.

Meiner Mutter ist die Fruchtblase zwei Monate vor Geburtstermin geplatzt. Aus einem mir unbekannten Grund haben die Ärzte sich damals gegen einen Kaiserschnitt entschieden. Einzelheiten weiss ich nicht, nur dass es eine schwere Geburt gewesen ist. Anfangs schien alles normal zu sein. 

Nach 1-2 Jahren erkannte man, dass ich nicht gleich wie andere Kinder wuchs und mich entwickelte. Kurz darauf wurde Kleinwüchsigkeit bei mir diagnostiziert, später merkten die Ärzte, dass nicht nur das Wachstum betroffen gewesen ist. Ich hatte viel mehr Mühe lesen und schreiben zu lernen. Auch hatte ich kaum Ausdauer. Man stellte fest, dass ich an einer Hypophyseninsuffizienz litt.

Alle Hormone die in der Hypophyse gebildet werden fehlten (Wachstumshormon, Schilddrüsenhormon, Kortison usw.). Nach einem MRT Scan meiner Hypophyse konnte man deutlich sehen, dass sie praktisch nicht vorhanden ist. Während der Geburt erlitt ich ein Hirnschädel-Trauma, wodurch die Hypophyse “zerstört” wurde.

Anscheinend kann das auch passieren, wenn schwangere Frauen einen Autounfall haben. Mit etwa 4-5 Jahren wurde erst angefangen die wichtigsten fehlenden Hormone zu substituieren. Nur gab es zu dieser Zeit noch kein synthetisches Wachstumshormon. Daher musste auf menschliches Wachstumshormon zurückgegriffen werden, dass sehr teuer und verständlicherweise sehr schwer zu bekommen ist.

Ich war bis zur 4ten Klasse immer der Kleinste in der Schule. Glücklicherweise, mit etwa 6 Jahren erhielt ich regelmässig synthetisches Wachstumshormon. Von da an, fing ich an zu wachsen und habe schliesslich eine Grösse von über 180cm erreicht. Dank der Substitution der Hormone konnte ich fast eine normale Entwicklung durchlaufen.

Nur die künstlichen Hormone sind kein perfekter Ersatz. Vieles ist noch unbekannt. Hohes Fieber kann für mich lebensgefährlich sein, ich bin viel krank und körperlich nicht sehr belastbar.  Es gibt auch andere negative Effekte, die die Lebensqualität erheblich schmälern (z.B. ständige Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Muskelschwäche, Depressionen usw.). Durch das Fehlen von essentiellen Hormonen können sekundäre Krankheiten entstehen (wie z.B Ostéoporose).

Die Pubertät oder das Ausfallen dessen war für mich eine enorme psychische Belastung. Während andere Jugendliche erwachsen wurden, blieb ich bis 18 zumindest körperlich ein Kind. Um das Wachstum nicht zu hindern, leiteten die Ärzte die Pubertät erst sehr spät künstlich ein.

Ich empfehle jedem der so ein Gebrechen hat, sich von einem psychiatrischen Dienst schon früh helfen zu lassen, denn selber kann man das kaum bewältigen. Nur wenige Menschen können das verstehen.